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Wie wird die Reichweite eines E-PKW eigentlich ermittelt?

Traue keinem Standard, den Du nicht selbst entwickelt hast.

Zum Hintergrund


Bereits seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts schreibt die zuständige EU-Komission einen europaweit genormten Prüfzyklus für die Ermittlung des Verbrauchs eines Fahrzeugs vor. Das eingesetzte Verfahren NEDC (New European Driving Cycle) galt aber schnell als wenig praxisnah und die im NEDC ermittelten Verbrauchswerte in der Regel als viel zu gering.

Seit September 2017 gilt nun mit dem neuen WLTP (Worldwide Harmonized Light Duty Test Procedure)  ein neues Prüfverfahren, das wie zuvor auch E-Fahrzeuge berücksichtigt. Angesichts der erfreulicherweise nicht nur in der EU signifikant steigenden Anzahl von neu zugelassenen E-Fahrzeugen stellt sich jedoch die Frage, ob die Prüfbedingungen und damit die Verbrauchsangaben wirklich realistischer und praxisnäher geworden sind:

  1. NEDC: New European Driving Cycle
    Das NEDC-Prüfverfahren legt einen 20-minütigen Prüfzyklus des E-PKW auf einem Prüfstand zugrunde, in dessen Rahmen verschiedene Szenarien, wie etwa eine Stadt- und Überlandfahrt, mit einer bestimmten Geschwindigkeit simuliert werden. Anhand des ermittelten Verbrauchs wird dann die Reichweite hochgerechnet. In der Vergangenheit wurde dieses Verfahren immer wieder kritisiert. Es galt als wenig valide, weil die tatsächliche Reichweite im Alltagsgebrauch sich deutlich von der Reichweite, die im Prüfzyklus ermittelt wurde, abwich. Hinzu kam, dass weder das individuelle Fahrverhalten noch die unterschiedlichen E-PKW-Modellvarianten berücksichtigt wurden. Anders ausgedrückt: Das NEDC-Prüfverfahren war zu theoretisch und zu grobkörnig. Exakt an diese beiden Kritikpunkten setzt das WLTP-Prüfverfahren an.
  2. WLTP: Worldwide Harmonized Light Duty Test Procedure
    So setzt das WLTP bei dem individuellen Fahrverhalten der Fahrerinnen und Fahrer eines E-Autos sowie der unterschiedlichen Ausstattung der verschiedenen Modelle an. Das heißt, dass alle erhältlichen Motoren- und Getriebekombinationen eines Modells separat auf Ihre Reichweite geprüft werden.
    Statt einfach nur Fahrten inner- und außerorts zu kombinieren, durchläuft jedes E- Fahrzeug - auf Basis ermittelter Nutzungsprofile - vier Phasen in unterschiedlichen Geschwindigkeitsbereichen. Dabei wird das Test-Setting für jeden E-PKW konstant gehalten mit 23 Grad Celsius in der Testkammer bei einer zu durchlaufenden Teststrecke von 23 Kilometern und einer Testdauer von 30 Minuten.

Fazit

Das WLTP-Verfahren zur Reichweitenmessung bei E-PKW ist, insbesondere wenn man es mit dem vorherigen NEDC-Verfahren vergleicht, wesentlich differenzierter und praxisnäher. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Insbesondere aufgrund der konstant gehaltenen Temperatur von 23 Grad Celsius kommt es in der Praxis aber immer noch zu großen Reichweiten-Abweichungen bei ein und demselben E-Modell, weil die Reichweite der aktuellen Batterien stark von der Außentemperatur abhängt: Je kälter es ist, desto geringer ist die Reichweite.


Anders formuliert: Die Prüfbedingungen des WLTP-Verfahrens sind zwar differenzierter als die des NEDC-Verfahrens, aber wirklich realistisch sind diese dennoch noch nicht.

Ihr GreenCharge Team